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Nach dem Regen

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Nach dem Regen

Immer mehr Regen, überall in Deutschland. Nahezu im Jahrestakt flutet Starkregen einen Ort, richtet verheerende Schäden an.

Das Szenario einer Katastrophe, der Weg des Wassers - und die Chance, es zu bannen. Leegebruch.

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In Leegebruch gibt es zwei Zeitrechnungen.
Die reguläre. Und eine neue.
Die neue Zeitrechnung diktiert der Regen.

Am 29. Juni 2017 ergießt sich die unerwartete, ungeheuerliche Menge von 260 Litern Wasser auf jeden Quadratmeter Leegebruchs, flutet die Hälfte des Ortes. Als es nach zehn Stunden endlich aufhört, fließt das Wasser nicht ab.

Es steigt. Auf der Straße, in den Kellern.
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+++ Leegebruch, Brandenburg +++
+++ 40 Kilometer nordwestlich von Berlin +++

Regen-Rückblick von Bürgermeister Thomas Rother










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 Leegebruch.

Der Name ist slawisch und bedeutet so viel wie niedrig gelegener Sumpf.
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Leegebruch, gegründet 1928, knapp 90 Jahre vor dem Regen. 250 Menschen trotzen dem Sumpf einen Ort zum Leben ab. Sie legen Bäche trocken und bannen das Wasser unter die Oberfläche.

Zehn Jahre später wächst das trocken gelegte Moor auf 4.000 Einwohnende an. Ein künstliches Grabensystem hält den Regen von ihren Häusern fern.

An den Hausfassaden prangen Wassersymbole – Fische, Schildkröten, Schiffe – als Glücksbringer.



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Seit 1995 wächst der Ort zur Pendlergemeinde Berlins.

Leegebruch wächst auf 7.000 Menschen und versiegelt Flächen, nimmt dem Regen Sickergrund.

Leegebruch wächst über sein Entwässerungssystem hinaus. Die Gräben wuchern zu.

Das Wasser bleibt dicht unter der Erde.

 
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260 Liter pro Quadratmeter innerhalb von zehn Stunden.

Der Regen über Leegebruch bringt die zweithöchste Wassermenge in Deutschlands Wetter-Chronik.

Bereits bei rund einem Zehntel, bei 25 Litern, warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor Starkregen,vor „schnell ansteigenden Wasserständen, Überschwemmung und Bodenerosion“. Und vor Lebensgefahr. 

Gemeinsam mit dem DWD erforscht der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Starkregen. Erstmals wird die Gefahr überall in Deutschland erkennbar und beherrschbar.
„Wir erleben in den jüngsten Jahren sehr häufig solche Extremniederschläge“, sagt DWD-Projektleiter Andreas Becker und schildert  hier, was es mit dem Phänomen Starkregen auf sich hat. 


 Mehr: So lange regnet es in Deutschland
 So lange an Ihrer Wohnadresse




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Leegebruchs Regen-Biografien

Im Jahr Zwei, 2019, diktiert der Regen den Puls Leegebruchs noch immer. Er schreibt 7.000 unterschiedliche Regen-Biografien fort.

Über die Tiefe seiner Spuren entscheidet die Rolle, die die Menschen in dieser Katastrophe haben. Und der Standort, an dem sie in Leegebruch leben.

Wenige Meter Entfernung oder wenige Höhenzentimeter machen den Unterschied zwischen: Halbwegs davongekommen oder: Es hört nicht auf.


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Die Birkenallee, die Hauptstraße Leegebruchs.
Hier steht das Wasser im Jahr des Regens am längsten und höchsten. Hier hinterlässt es die meisten Schäden. Es fließt herunter vom neuen Wohngebiet Birkenhof.

Nach dem 29. Juni regnet es am 23. Juli erneut. Das Wasser, von der Straße und aus den Kellern gerade abgeflossen, kommt zurück, bleibt wieder tagelang.

Irgendwann gibt es Gerüchte, das stehende Wasser verbreite Krankheitskeime.

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Familie Stüwe baut ihr Haus im Jahr 1989. Da ist um die Birkenallee noch weitestgehend Brachland. Und an eine Überschwemmung erinnern sich nicht mal die Alten.

Am 29. Juni 2017 kommt der Regen durch den Abfluss des Waschbeckens im Keller. Im Keller wohnt der Sohn. Gemeinsam schaffen sie Eimer für Eimer das Wasser aus dem Haus, bis es durch die Kellerfenster hereinbricht.

Da schaffen sie es gerade noch, ein paar Wertsachen zu holen. Alles andere, Möbel, Büro, Heizung, Waschküche holt der Regen.

Frau Stüwe geht nicht mehr aus dem Haus, bis das Wasser endlich weg ist.

Die Zeit des Regens ist die Zeit, in der die Familie in den Urlaub fahren will.
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„Wir hatten es hier eigentlich ganz schick. Wir hätten nichts Neues gebraucht.“

Roman Stüwe kommt auf Schleichwegen nach Hause. Die Feuerwehr hat den überspülten Ort abgesperrt.

Das Wasser aus dem Keller in das Wasser auf der Straße oben zu pumpen, ist zwecklos. Es läuft sofort zurück.

Erst drei Tage nach dem Regen kann Stüwe pumpen. Ein paar Wochen später lärmen die Trockner und lüften die durchnässten Mauern.

Dann kommt der zweite Regen.
Stüwes pumpen erneut.
Das Haus kühlt aus, mitten im Hochsommer.
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Über ein Jahr nach dem Regen erst ist der Keller trocken und saniert, kann der Sohn wieder einziehen. Alles neu.

Vor dem Fenster und dem Kellereingang gibt es Barrieren gegen das Wasser. Die Heizung hängt jetzt höher an der Wand.

Simone Stüwe friert auch im Jahr Zwei noch, wenn sie an den Regen denkt.
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Im Jahr Zwei beherrscht der Regen die Landschaft.

Bäume sind reihenweise tot, weil sie zu lange im Wasser standen. Auch die Hecken im Garten von Petra Hanke sind abgestorben, ihr Beet ein braches Stück Sand.

Petra Hanke wohnt „An der Muhre“, 400 Meter Luftlinie von den Stüwes entfernt. Hinter ihrem Haus verläuft der Moorgraben, nimmt das Wasser der ganzen Region auf.

Frau Hanke wundert sich in den ersten Stunden des Regens, warum das Wasser im Graben nicht fließt, sondern steht.

Dann steigt es in den Garten.
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„So groß war mein Schaden im Vergleich zu den anderen nicht.“

Das sagt Frau Hanke zuerst. Dann fallen ihr, gemeinsam mit ihrem Lebenspartner, doch wieder die Details ein. Der Swimmingpool, der Garten und das Gartenhaus.
Die Hecken.
Am schlimmsten die Garage mit der Werkstatt.
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Dennoch: nichts im Vergleich zu Menschen wie den Stüwes. Oder zu Nachbarn wenige Meter entfernt, die komplett abreißen müssen.
 
Dennoch braucht sie viel Geduld, wie alle in Leegebruch. Bis das Wasser endlich abgeflossen ist, bis die Garage trocknen kann. Zwanzig Zentimeter Wasserhöhe lassen die Türen aufquellen und heben den Fußboden. Müll, nicht mehr zu gebrauchen.

Angst vor dem nächsten Regen hat Frau Hanke nicht. „Ich bin Optimistin“.
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Im Jahr Zwei erzählt der Regen noch immer den Verlust.

In der Maxim-Gorki-Straße, zweieinhalb Kilometer südlich von Frau Hanke, scrollt Herr Tostmann durch das Fotoalbum auf seinem Tablet, scrollt durch Bilder vom 29. Juni 2017 und den Tagen danach.

Fotos vom Leben vor dem Regen sind ihm und seiner Frau nicht geblieben. Verschwunden mit dem Wasser, verschwunden wie Waschküche, Werkstatt, Schlagzeug, Vorräte.

Weggerissen wie die Infrastruktur. Das gewohnte jahrzehntelange Leben.



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Als das Wasser von der Straße auf sein Grundstück fließt, geht Tostmann noch in den Keller. „Eigentlich lebensgefährlich, ich weiß.“ Das Wasser stürzt über drei Fenster und den Lichtschacht herein, kommt in knapp zwei Meter Höhe zum Stehen. Kein Strom, keine Toiletten, wochenlang.

Tostmann kauft, als das Wasser es zulässt, ein Notstromaggregat und versorgt die Nachbarn mit. Die Kälte im Haus vertreibt auch der Kamin nicht. Den Gestank des stehenden Wassers auch nicht.

Sie improvisieren, schränken sich ein. Gehen wochenlang auf Dixie-Toiletten, weil das Abwassersystem kaputt ist. „Das schweißt die Nachbarschaft schon zusammen, wenn man sich drei Toiletten draußen teilt.“ 
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Alles hinüber.
Tochter und Schwiegersohn helfen beim Entrümpeln. Dann kommen irgendwann endlich die Handwerker.

Auch bei Tostmanns dauert es über ein Jahr.
Eine Mauer umrahmt jetzt das Haus gegen das Wasser. Die neuen Fenster sind druckwasserdicht. Die Kellermöbel sind aus Kunststoff, nicht schön, doch wasserfest.

Manchmal sucht Tostmann heute noch Dinge, die der Regen mitgenommen hat.
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Drei unterschiedliche Regen-Biografien. Sie eint, dass zu ihnen Versicherungsschutz gehört.

Ihre erweiterte Naturgefahren-Versicherung trägt die Kosten der Sanierung, auch des Hotels für Stüwes Sohn. Sie bestellt Sachverständige und kümmert sich um Handwerker.

Tostmanns, Stüwes und Frau Hanke gehören in Brandenburg, in ganz Deutschland zu einer Minderheit. Lediglich 43 Prozent der Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer sind entsprechend  versichert.

"Der Staat ist kein Ersatzversicherer", sagt GDV-Schadenexperte Oliver Hauner. Hierbeschreibt er den schnellen Weg zu einer Naturgefahren-Police.

 Mehr Sicherheit: Das Starkregen-geschützte Haus

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Leegebruchs Krisenmanagement

Am 29. Juni 2017 besiegt der Regen auch die, die Leegebruch schützen wollen.

Es ist ein ungleiches Duell.

Hier 260 Liter Wasser pro Quadratmeter auf 600 Hektar Gemeindefläche. Dort 30 Freiwillige Feuerwehrleute mit vier Einsatzfahrzeugen.
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Die Leitstelle, zuständig für vier Landkreise, ist irgendwann nicht mehr erreichbar. Weil es überall regnet, in der ganzen Region bis runter nach Berlin.

In der Feuerwache Leegebruchs stapeln sich die Faxe mit den Notrufen.

Wehrführer Sebastian Hentschel ruft die Kameraden zurück in die Wache, sortiert die Prioritäten.

Wo ist Leben in Gefahr, wo öffentliche Einrichtungen und Kulturgüter? Dann raus in den Regen.
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Straßen sperren, Wasser pumpen,
Sandsäcke füllen und transportieren.
Später die Toiletten verteilen und
die Trafo-Häuschen schützen.

30 Stunden Einsatz am Stück.

Sebastian Hentschel: „Für mich verschwimmen die Tage.“


Zwei Mädchen kommen in die Wache und föhnen Hentschels Schutzkleidung trocken. Heute gehören sie zur Freiwilligen Feuerwehr.
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„In solchen Situationen muss man die Kameraden auch vor Überforderung schützen und Pausen verordnen. Die wollen helfen, helfen, helfen. Es sind ja ihre Nachbarn“, sagt Holger Wiechmann, der stellvertretende Wehrführer.

„Wir sind für so etwas nicht gewappnet“.  
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Im Jahr Zwei des Regens wartet die Feuerwehr auf ein neues Einsatzfahrzeug, auf mehr Technik und Schläuche. Die alten werden Stück für Stück ersetzt. „Für so viel Schmutzwasser sind sie nicht geeignet“, sagt Hentschel.

Für den nächsten Regen gibt es einen lokalen Krisenstab, der vor Ort schnelle Entscheidungen treffen kann. Experten aus Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst, Gemeindeverwaltung.

Sie wollen sich nicht noch einmal so hilflos fühlen.
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Der Regen ist schnell, zu schnell.

Zwei, drei Stunden braucht er, bis er knietief auf Leegebruchs Straßen steht.

Nur eine knappe Stunde vorher kündigt er sich an. Damit überlistet der Regen auch die besten Beobachtungssysteme.

"Das ist knapp, doch es reicht, sich selbst und die wichtigsten Dinge in Sicherheit zu bringen", sagt Wetter-Experte Jörg Kachelmann und beschreibt hier, wie digitale Warnsysteme dabei helfen können.

 Mehr: Die sieben größten Regen-Katastrophen
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Im Jahr Zwei wütet der Regen noch immer.
Straßen bekommen Risse, Rohre bersten, weil das Erdreich, gedrängt vom Wasser, weiter arbeitet.

Auch aus den letzten Hausmauern hat sich der Regen gerade erst zurückgezogen.
Manche Einwohner überlegen, ob sie ihre Keller überhaupt sanieren sollen.

Ungewöhnlich lang beschäftigt der Regen auch die schadenerprobten Versicherer. Zwar haben sie ein Krisenmanagement, mit dem sie vielen Menschen binnen kurzer Zeit helfen können. 

Doch weil das Wasser so lange bleibt, zeigen sich viele Schäden erst nach Monaten,  können die Fälle erst spät abgeschlossen werden.



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Auch bei der Allianz prasseln nach Monaten noch die Schadenmeldungen herein.

Ungewöhnlich spät für Agentur-Chef Ingo Hahn, der sich bereits am Tag des Regens auf einen Ansturm vorbereitet. Er bleibt auch am Wochenende im Büro, ruft schließlich bei seinen Kunden an und fragt nach Schäden. Fährt schließlich in Gummistiefeln mit dem Fahrrad zu ihnen.

Der Regen ist ausdauernd, bringt immer mehr Schäden. Nach den überfluteten Kellern die gerissenen Mauern, dann Schimmel in den Wänden.

Manche von Hahns langjährigen Kunden haben keinen entsprechenden Versicherungsschutz. Hahn spendet für den Wiederaufbau. Und räumt nebenbei die feuchten Akten aus dem durchfluteten Keller.

Heute hat er ein papierloses Büro.
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Allianz-Mitarbeiterin Kathrin Welke ist im Ehrenamt Feuerwehrfrau. Sie fährt Zwölf-Stunden-Schichten durch den Regen. Pumpt zum ersten Mal in ihrem Leben Keller aus, zwischendurch vier Stunden Schlaf.
Muss zusehen, wie das Wasser immer wieder von der Straße zurück in die Häuser läuft. „Man will einfach nur helfen.“

In den schlimmsten Tagen des Regens verzichtet Ingo Hahn auf seine Kollegin, die unterwegs im Wasser ist.

Den Ansturm stemmen sie mit Überstunden und der Hilfe des Praktikanten.
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Vor dem Regen

Im Jahr Zwei zwingt der Regen zu Fragen. Wie umgehen mit solchen Gewalten der Natur? Und: Was kommt noch?

Das Jahr zuvor, 2018, ist das wärmste Jahr in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Monate ohne Wasser, Monate der Hitze mit Temperaturen über 30 Grad. Leegebruchs Häusern hilft das beim Trocknen. Der Landwirtschaft verdorrt es die Ernten.

Wir werden uns auf mehr solcher Wetterextreme einstellen müssen, auf Regen, Hitze, Stürme, sagt Meterologe Sven Plöger und zeichnet hier ein Szenario des Klimawandels.

Mehr: Die zehn verheerendsten Naturkatastrophen in Deutschland

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Im Jahr Zwei stellt der Regen immer noch die Frage nach dem Sinn.

Pfarrerin Nele Poldrack versucht, die Spuren des Regens in den Biografien zu mildern.
Sie macht Wasser zum Jahresthema ihrer Gemeinde. Veranstaltungen und Vorträge füllen den Gemeindesaal auch mit Nicht-Gläubigen.

„Wasser spendet Leben und vernichtet Leben.“ Die große Erzählung der Bibel kennt den Strom des Lebens ebenso wie Dürre und Sintflut. In Leegebruch, so scheint es, verkürzt sich diese Erzählung auf zwei Jahre.

Was kommt noch? „Gott hat versprochen, nur einmal eine Sintflut zu schicken. Das stimmt ja. Der Regen heute ist menschengemacht.“

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Zwei Jahre lang hat Bürgermeister Thomas Rother das Labyrinth des Regens erkundet. Wo die Gräben verstopft, die Durchlässe unter Straßen und Autobahn zu eng sind.

Rother: „Wir sind die ersten im Land, die diese Fragen gestellt haben.“

Der Regen überschwemmt auch Verordnungen, regelt Zuständigkeiten, teilweise zum ersten Mal. Das dauert.
Das Land Brandenburg arbeitet derzeit an einem umfassenden Risikomanagement, das es seinen Kommunen zur Verfügung stellen will.

Die LAWA, die Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser, hat bereits bundesweite  Richtlinienals Empfehlung veröffentlicht.

In Leegebruch ordnet sich das Labyrinth des Regens zu den Umrissen eines Schutz-Konzepts.
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Wie schützt sich Leeegebruch?
Antworten von Bürgermeister Thomas Rother

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Leegebruch als trockene Insel im nächsten Regen.
Ein gepflegtes Grabensystem, größere Durchlässe, Wehre und Schotte an den neuralgischen Punkten gehören dazu. Auch Überflutungsflächen außerhalb der Siedlungen.

Leegebruch will das Wasser dorthin lenken, wo es keinen Schaden anrichten kann. Und nicht mehr neu bauen.
Andere Städte und Gemeinden nutzen das Zuviel an Wasser als Ressource.

Berlin, nahezu zeitgleich mit Leegebruch geflutet, baut ein blaugrünes Regenwassermanagement auf. Grüne Flächen, Dächer und Mulden speichern das Wasser als Kühlung für heiße Tage und für das Stadtklima.

Schwammstadt nennen Stadtplanende dieses Modell urbaner Klimaanpassung für Hitze und Regen.

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Leegebruch. Kein Fluss in der Nähe, kein Meer. Dennoch Überschwemmung, allein durch Regen.

„Bis zum 29. Juni 2017 wusste ich nicht, was Starkregen ist“, sagt Simone Stüwe, die immer noch friert, wenn sie an das Jahr des Regens denkt.




Mehr: Stadt.Land.unter


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Die Tücke des Regens

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Leegebruchs Regen-Biografien

Wie entsteht Starkregen?

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Herr Dr. Becker, wie entsteht Starkregen?

Da gibt es drei Möglichkeiten. Erstens: durch Konvektion. Feuchte, warme Luft steigt auf, ihr Wasserdampf kondensiert zu Wasser. Je stärker die Auf- und Abwinde, umso höher wird die Wolke, desto größer werden die Wassertropfen. Es gewittert mit starkem Regen.

Welches ist die zweite Möglichkeit?

Konvergenz. Der Gewitterprozess kommt in Gang, wenn Luft zusammenströmt, konvergiert – beispielsweise bei Warm- und Kaltfronten der Luft.

Wie kann Starkregen noch entstehen?

Durch erzwungene Hebung der Luftmassen am Berg. Das Wasser kondensiert am Berg, der Starkregen entlädt sich dort.

Müssen wir künftig häufiger mit solchen Regen-Katastrophen wie in Leegebruch rechnen?

Wir erleben in den jüngsten Jahren tatsächlich sehr häufig solche Extremniederschläge. Und zwar überall in Deutschland, also auch im Flachland, wo wir bisher von einer geringeren Gefährdung ausgegangen sind.

Wie lange es in Deutschland regnet, zeigt die folgende Karte. Adressgenaue Regenstunden auf dieser  Karte



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Schutz vor Starkregen

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Welcher Versicherungsschutz greift bei Starkregen-Schäden?

Die meisten Hausbesitzer haben eine Wohngebäudeversicherung. Die enthält in der Regel aber nur die Gefahren Sturm und Hagel. Das bedeutet, es fehlt der erweiterte Naturgefahrenschutz für die Gefahren wie Starkregen, Hochwasser oder Rückstau. Hier ist dringend angeraten, den Versicherungsschutz zu prüfen.

Unterstützt im Schadenfall nicht der Staat?

Der Staat ist kein Ersatzversicherer, das haben die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder deutlich gemacht. Wer sich also nicht selbst um Versicherungsschutz bemüht, kann nicht mit staatlicher Hilfe rechnen.

Was kostet eine Versicherung für erweiterte Naturgefahren?

Für die überwiegende Anzahl der Hausbesitzer bewegt sich die Prämie deutlich unter 100 Euro pro Jahr. Da gibt es ein breites Angebot auf dem Markt und es lohnt sich, sich auf dem Markt umzuschauen.

Ist jedes Haus in Deutschland versicherbar?
 
Eine erweiterte Naturgefahrenversicherung ist für nahezu jedes Gebäude in Deutschland möglich.


Mehr Sicherheit zeigt das Starkregen-geschützte Haus auf der folgenden Seite.

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Wetterextreme nehmen zu

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Herr Plöger, welche Folgen hat der Klimawandel?

Mit der Erderwärmung nehmen die Wetterextreme auch in Deutschland zu. Die Winter werden milder, die Sommer heißer. Die Gefahr starker Unwetter, Regen und Stürme, steigt.

Was können wir tun?

Wir müssen beim Klimawandel eine Doppelstrategie fahren: Anpassen und vermeiden.

Die Zunahme von Starkregen ist Fakt, da wird ein Land wie Deutschland erhebliche Anstrengungen unternehmen müssen.
Gleichzeitig bleibt die Notwendigkeit, etwas gegen die weitere Erwärmung der Atmosphäre zu tun. Das bedeutet vor allem, den CO2-Ausstoß zu senken. Dazu müssen wir das, was wir auf nationaler und internationaler Bühne beschlossen haben, dann aber auch machen.







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